Konzernumsatz von Groz-Beckert ging 2019 deutlich zurück
Albstadt: Nach bestätigtem Jahresabschluss sank der Konzernumsatz von Groz-Beckert im Geschäftsjahr 2019 deutlich um 75 Millionen Euro auf 670 Millionen Euro. Der Personalstand war hingegen nahezu konstant. Zum Stichtag 31. Dezember 2019 beschäftigte Groz-Beckert weltweit 9.225 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 2.287 am Stammsitz in Albstadt.
„Bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2018 nahm die weltweite Konjunkturdynamik schrittweise ab. Dieser Trend setzte sich im Jahresverlauf 2019 fort“, erläutert Hans-Jürgen Haug, Sprecher der Geschäftsführung Groz-Beckert, das wirtschaftliche Umfeld im vergangenen Jahr. „Das hatte natürlich auch Einfluss auf die Geschäfte Groz-Beckerts.“
Vor allem politische Themen waren ausschlaggebend für die Unsicherheiten und die daraus resultierende Investitionszurückhaltung in den internationalen Märkten. Besonders der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Spannungen zwischen den USA und der EU sowie der Brexit hatten Einfluss auf die Weltwirtschaft.
Aufgrund der schwachen Konjunktur ging der Konzernumsatz von Groz-Beckert 2019 im Vergleich zu 2018 deutlich zurück. Mit 670 Millionen Euro lag der Umsatz 75 Millionen Euro (10 Prozent) unter dem Vorjahr. Vor allem in Asien und Westeuropa war die Nachfrage schwach.
Absatzsituation 2019
Der Absatz von Strickmaschinennadeln des Produktbereichs Knitting (Stricken und Wirken) entwickelte sich 2019 rückläufig. Starken Einfluss hatte der Handelsstreit zwischen den USA und China, der vor allem in Asien zu einer Investitionszurückhaltung führte. In der Folge ging die Nachfrage im asiatischen aber auch im europäischen Maschinenbau, dessen Maschinen zumeist nach Asien exportiert werden, deutlich zurück.
Die Nachfrage nach Nähmaschinennadeln im Bereich Sewing (Näh) zeigte sich im zweiten Halbjahr 2019 zwar etwas belebter als im ersten, jedoch blieb der Absatz in Summe hinter dem Vorjahr zurück. Besonders die Entwicklung in Asien war hierfür ausschlaggebend. In einigen Ländern des Kontinents gingen die Exporte von Bekleidung spürbar zurück, was auch den Bedarf an Nähmaschinennadeln sinken ließ.
Der Absatz von Filznadeln des Produktbereichs Felting (Nonwovens) war vergangenes Jahr rückläufig. Dieser Rückgang war stark beeinflusst vom allgemeinen Abschwung der Automobilindustrie – vor allem in den USA und China. In China kam es zudem zum Zusammenbruch des Segments vernadelter Strickwaren, der in den Vorjahren einen Boom in der Modeindustrie Asiens erlebte.
Beim Absatz von Weblitzen und Webschäften des Bereichs Weaving (Web) wurden die Vorjahreswerte beim Absatz ebenfalls verfehlt. Die Investitionszurückhaltung war hier deutlich zu spüren. Neue Webmaschinen wurden im Markt nur dann gekauft, wenn ältere Modelle dringend ersetzt werden mussten. Neuinvestitionen darüber hinaus gab es hingegen kaum.
Im Produktbereich Carding (Kardieren) entwickelte sich der Absatz von Ganzstahlgarnituren 2019 leicht positiv trotz eines insgesamt schwierigen Umfeldes. Während die Spinnereiindustrie an Überkapazitäten in der Garnerzeugung litt, war die Nachfrage in der Nonwovens-Industrie in Summe schwach. Es gab nur wenig Investitionen in neue Vliesstoffmaschinen.
Personalentwicklung 2019
Zum Jahresende 2019 beschäftigte Groz-Beckert im Konzern weltweit 9.225 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 9.282). Damit verringerte sich der Belegschaftsstand geringfügig um 57 Personen.
Bei Groz-Beckert am Stammsitz in Albstadt umfasste der Belegschaftsstand zum Jahresende 2.287 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 2.255) . Dies entspricht einem Aufbau um 32 Personen. Zudem waren zum Stichtag 31. Dezember 2019 im Unternehmen 166 Auszubildende und dual Studierende beschäftigt (Vorjahr: 150). Zum Start des Ausbildungsjahres 2019 begannen 54 junge Menschen bei Groz-Beckert in Albstadt eine Berufsausbildung oder ein Studium (Vorjahr: 50).
Gebäude 30
Das Jahr 2019 wurde für die Planungen des neuen Produktionsgebäudes – dem Gebäude 30 – genutzt. Im März 2020 fiel die Entscheidung, mit dem Bau zu starten. Für den Neubau sind rund 140 Millionen Euro veranschlagt sowie eine Bauzeit von 2,5–3 Jahren.
Das Gebäude entsteht auf der Freifläche östlich des Technologie- und Entwicklungszentrums (TEZ). Die Baustellenzufahrt erfolgt über die Bundesstraße B 463, um den innerstädtischen Verkehr nicht zusätzlich zu belasten.
Beheimaten wird das Gebäude eine hochmoderne Produktion, die die verschiedenen Produktionsstätten des heutigen Werksgeländes vereint. Die rund 46.000 m² Bruttogrundrissfläche erstrecken sich auf drei Etagen, die teilweise durch Zwischengeschosse ergänzt sind. Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage mit 700 kWp geplant.
„Trotz der zahlreichen Herausforderungen, vor denen die Weltwirtschaft und damit auch Groz-Beckert stehen, haben wir uns dazu entschieden, mit dem Bau 2020 zu beginnen“, sagt Hans-Jürgen Haug, Sprecher der Geschäftsführung Groz-Beckert. „Dieses Projekt ist weit mehr als eine reine Gebäudeinvestition. Vielmehr setzen wir ein klares Standortbekenntnis und gestalten damit aktiv die Zukunft des Unternehmens in Albstadt.“
Derzeit laufen die Tiefbauarbeiten, im Sommer sollen die Rohbauarbeiten starten. Zudem wird ein Fußgängertunnel unter der B 463 realisiert, der das neue Gebäude und den Firmenparkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite verbindet. Hierzu macht die Bundesstraße seit Anfang Juli für ca. ein dreiviertel Jahr eine Schleife über einen Teil des Groz-Beckert Parkplatzes.
Geschäftsjahr 2020
Während die ersten drei Monate des Jahres 2020 vor dem Hintergrund der Coronakrise noch recht ordentlich liefen, brachen die Umsätze ab April drastisch ein. Damit liegt Groz-Beckert beim Umsatz nach 6 Monaten in Summe mehr als 15 % unter dem Vorjahr.
Aufgrund der aktuellen weltwirtschaftlichen Lage rechnet Groz-Beckert für 2020 mit einem weiteren Rückgang des Konzernumsatzes. Die tatsächliche Höhe des Rückgangs bleibt allerdings abzuwarten. Sie ist in hohem Maße vom weiteren Verlauf der Coronakrise sowie der Wirksamkeit der weltweiten Konjunkturpakete abhängig.
Über Groz-Beckert
Groz-Beckert ist weltweit führender Anbieter von industriellen Maschinennadeln, Präzisionsteilen und Feinwerkzeugen sowie Systemen und Dienstleistungen für die Herstellung und Fügung textiler Flächen. Die Produkte und Leistungen unterstützen die Bereiche Stricken und Wirken, Weben, Filzen, Tuften, Kardieren und Nähen. Bereits 1852 gegründet erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2019 mit weltweit über 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 670 Millionen Euro Umsatz. Groz-Beckert ist mit Vertretungen, Produktions- und Vertriebstochtergesellschaften weltweit in mehr als 150 Ländern aktiv.