Magazine März 2018

Die textile Welt im Blick: von Veränderung bis Vernetzung

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Smart INH

Groz-Beckerts Antwort auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters

Auch vor der Bekleidungsindustrie machen sie keinen Halt: Lean Production, Industrie 4.0 und Digitalisierung haben längst Einzug in den Herstellungsprozess von Bekleidung gehalten. Neben Designsoftware für Kleidungsstücke oder CNC-Zuschneidemaschinen sind es auch vollautomatische Nähmaschinen und -roboter sowie computergesteuerte Stickmaschinen, die die Herstellung von Bekleidung effizienter und einfacher machen.

Mit dem Qualitätsmanagement INH (Ideal Needle Handling) bietet Groz-Beckert bereits seit 2016 eine Möglichkeit, die aufwendige Handhabung von Nähmaschinennadeln während des Produktionsprozesses von Bekleidung zu verbessern – mit Smart INH gelingt nun ein weiterer Schritt in Richtung Lean Production, Industrie 4.0 und Internet of Things.

Von Lean Production zu Lean 4.0

Die Lean Production – zu Deutsch „schlanke Produktion“ – entstand bereits in den 1980er-Jahren und hat ihre Ursprünge in der japanischen Automobilindustrie. Als systematisierte Produktionsorganisation verfolgt sie das fundamentale Ziel, Verschwendung zu vermeiden. Dies soll durch die Beseitigung aller nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten und das Streben nach dem Null-Fehler-Prinzip erreicht werden. Dabei werden die bestehenden Prozesse ständig überprüft und verbessert – dieser Vorgang wird auch als „Kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ oder „Kaizen“ bezeichnet.

Laut Kaizen gibt es verschiedene Arten der Verschwendung, Muda genannt. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten oder Abläufe, die nicht zur Wertsteigerung oder dem Werterhalt beitragen:

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  • Überproduktion
  • Bestände: jegliche Materialien, die gelagert werden
  • Fehler / Nacharbeit
  • Herstellungsprozess: ineffiziente Verfahren und Prozesse
  • Ungenutztes Know-how der Mitarbeiter
  • Transport: Bewegung ohne Wertschöpfung
  • Bewegungen: alle Lauf- und Gehwege
  • Wartezeiten: von Mitarbeitern und Produkten

Bei der Umsetzung von Lean Production liegt der eigentliche Fokus auf Prozessen und Methoden, die weitgehend ohne IT-Unterstützung auskommen. In der heutigen Zeit der Digitalisierung hat sich aus der rein prozessorientierten Methode jedoch der Ansatz von Lean 4.0 entwickelt: Durch den Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationstechniken sollen Abläufe in der Produktion effizienter gestaltet und Produktions- und Administrationsprozesse miteinander verbunden werden. So können Prozesse noch schlanker gemacht und schneller abgewickelt werden, was dem Unternehmen eine noch höhere Flexibilität und weitere Kostenersparnis bringt.

Die Nadel wird „lean"

Mit der Einführung des Qualitätsmanagements INH hat Groz-Beckert schon einen großen Schritt in Richtung Lean Production gemacht. INH vereinfacht die Handhabung von Nähmaschinennadeln in nähenden Betrieben und definiert einen einheitlichen Prozess für den Umgang mit gebrochenen und beschädigten Nadeln. Durch den Einsatz eines sogenannten Nadelausgabewagens wird Verschwendung vermieden, indem unnötige Wege und Wartezeiten entfallen. Zudem vermeidet der Einsatz der Nadelrückgabebox Fehler und nutzt dabei das Detailwissen der einzelnen Mitarbeiter. Mithilfe des Nadelaufbewahrungsbogens wird der Prozess noch weiter vereinfacht, wodurch ein rundum effizienterer Prozess für den Nadelwechsel in nähenden Betrieben entsteht.

Beispiel: Im Falle eines Nadelbruchs oder -wechsels kommt die zuständige Person mit dem Nadelausgabewagen an die Nähmaschine. Der Nadelaustausch und die komplette Dokumentation finden dort statt. So entfallen für die Näherin oder den Näher die Laufwege und die Wartezeiten am Nadelschalter.

Schon während der Entwicklung des Qualitätsmanagements INH erkannte Groz-Beckert dessen „smartes“ Potenzial. So entstand neben der Basisversion, bei der die Dokumentation der Nadelbrüche physisch erfolgt, das sogenannte „Smart INH“ zur digitalen Dokumentation von Nadelbrüchen und aller anderen Nadelwechsel. Zudem können mithilfe von Smart INH verschiedene Auswertungen gemacht und Daten verwaltet werden.

Die digitalen Komponenten von Smart INH

Das patentierte Smart INH besteht aus zwei Software-Komponenten: der mobilen App INH@site und dem Verwaltungsprogramm INH@office.

Just an imageDie mobile App INH@site

Mithilfe der App INH@site werden im Falle eines Nadelbruchs oder Nadelwechsels die entsprechenden Nadelteile fotografiert. Relevante Daten wie Ort und Zeitpunkt des Nadelbruchs oder der Produktionsauftrag werden der Fotografie direkt zugeordnet. Anschließend wird der so entstandene Bilddatensatz digital gespeichert.

Just an imageDas Verwaltungsprogramm INH@office

Das Verwaltungsprogramm INH@office dient zur Eingabe und Pflege aller relevanten Daten wie Produktionsaufträge, Nählinien mit Maschinenbestand oder Nähpersonal. Die gespeicherten Bilddatensätze sind über INH@office jederzeit abrufbar. Außerdem steht im Dashboard eine Übersicht über die aktuelle Situation zur Verfügung, und es können dort verschiedene Auswertungen gemacht werden.

Durch die Anbindung der Markeninhaber und Auftraggeber an INH@office besteht die Möglichkeit, jederzeit ein Online-Audit durchzuführen. Dabei können die Markeninhaber und Auftraggeber prüfen, ob die Fabriken ihrer Dokumentationspflicht nachkommen.

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Und wohin geht die Zukunft?

Die aktuell verfügbare Version von Smart INH bildet die Grundlage für weitere Digitalisierungsmöglichkeiten. So kann zum Beispiel eine an INH@site gekoppelte Lagerverwaltung einen automatisierten Bestellvorgang auslösen und zusätzlich Graubestände in der Produktion vermeiden. Die Sammlung und Auswertung der Daten zu den Nadelwechseln liefern Erfahrungswerte, die in der Produktion sinnvoll genutzt werden können, um dort die Produktivität und die Qualität der Endprodukte zu erhöhen. Eine zusätzliche Vernetzung der Fabriken untereinander ermöglicht einen Erfahrungsaustausch, wodurch Wissen gebündelt und so der Gesamtheit zur Verfügung gestellt werden kann. Somit wird aus Smart INH ein umfassendes Tool, das im Sinne von „Big Data“ wichtige Informationen sammelt, auswertet und teilt.

Weitere Vorteile des Qualitätsmanagements INH

Das Qualitätsmanagement INH verbessert nicht nur den Prozess, sondern bringt auch weitere Vorteile wie eine sichere Beweisgrundlage oder eine verbesserte Entsorgungsmöglichkeit der Nadeln. Außerdem wird der Gesundheitsschutz und die Arbeitssicherheit der Mitarbeiter erhöht.

Zudem steht Ihnen das INH-Team von Groz-Beckert gerne zur Verfügung.

  • Hätten Sie es gewusst?

    Auch in Zeiten der Digitalisierung steht die Sicherheit eines „echten“ Menschenlebens an erster Stelle. So gibt es modernste Nähroboter, die in effizienter Weise Airbags für Autos herstellen. Dabei wird größter Wert auf die Perfektion der Nähte gelegt. Mit der Sonderanwendungsnadel SAN® 5.2 bietet Groz-Beckert für diese spezielle Anwendung eine Nadel, die mit ihren innovativen Eigenschaften für einen optimalen Nähprozess und somit für qualitativ hochwertige Nähte und die Sicherheit von Menschenleben sorgt.