Magazine März 2015

Die textile Welt im Blick: von grösster Vielfalt bis Carbonfasern

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Vernähen von Leder

Tipps für ein perfektes Endprodukt

Seit jeher wird Tierhaut zu Leder verarbeitet. Diente es den Menschen der damaligen Zeit hauptsächlich als Schutz vor Kälte, wird heutzutage der größte Teil des weltweit hergestellten Leders für die Produktion von Schuhen verwendet oder findet seinen Einsatz in der Automobil- und Möbelindustrie. Doch wie bei allen anderen Materialien gilt auch hier: Naht ist nicht gleich Naht. Um ein einwandfreies Endprodukt zu erhalten, ist es bei der Verarbeitung sehr wichtig, die spezifischen Eigenschaften von Leder zu berücksichtigen und die jeweils am besten geeignete Nähmaschinennadel zu wählen.

Was ist Leder?

Leder wird aus Tierhäuten hergestellt. Konkret findet hierfür die sogenannte Lederhaut (Dermis) des Tieres Verwendung. Diese Lederhaut besitzt wiederum eine sogenannte Narbenseite, die dem Leder seine glatte Oberfläche gibt, und eine Fleischseite, die für die mechanische Festigkeit sorgt.
Leder ist ein Naturprodukt, das folglich individuelle Eigenschaften besitzt. So hat jedes Leder – entsprechend der Lage der Rippen des Tieres – eine Lauf- oder Faserrichtung, in die es besser gedehnt werden kann, aber auch schneller reißt. Deshalb sollte für die Herstellung von möglichst robusten (reißfesten) Produkten die Verarbeitung immer entgegen der Faserrichtung stattfinden. Auch müssen alle Teile in Laufrichtung geschnitten werden, obwohl bei dieser Vorgehensweise mehr Material notwendig ist.

Die Haltbarkeit von Ledernähten

Wird Leder vernäht, spielt die Nahtfestigkeit, also die Haltbarkeit der Nähte, eine wichtige Rolle. Diese wird vor allem durch die Stichdichte beeinflusst, was der Anzahl der Stiche pro Zentimeter entspricht. Je höher sie ist, desto mehr Faden befindet sich in der Naht und desto höher ist die fadenbezogene Reißfestigkeit der Naht. Die maximale Festigkeit ist dann erreicht, wenn beim Zerreißen der Naht (Querbelastung) sowohl das Leder als auch der Faden bricht. Um die maximale Nahtfestigkeit zu erhalten, muss bei einer Veränderung der Parameter Schneidspitze oder Faden die Stichlänge entsprechend angepasst werden.

Die Haltbarkeit der Nähte wird außerdem von der Reißfestigkeit des Leders beeinflusst: Je größer der durch die Nähnadel verursachte Schnitt im Leder ist, desto geringer ist die Reißfestigkeit. Die Nadeldicke sollte deswegen immer so gewählt werden, dass der Nähfaden ungehindert durch das Öhr gleitet und die Nadelstabilität für den Nähprozess ausreicht. Die Dicke sollte aber auch nicht zu groß ausgewählt werden, um übermäßig große Stichlöcher zu vermeiden.

Die richtige Spitzenform

Da Leder in Längs- und Querrichtung einen unterschiedlichen Strukturaufbau hat, ergibt sich beim Vernähen von Leder mit einer Verdrängungsspitze – je nach Nahtrichtung – ein unterschiedliches Nahterscheinungsbild. Das liegt daran, dass die Haarkanäle und Schweißdrüsen nur in Längsrichtung verlaufen. Um in alle Nährichtungen ein gleichbleibendes Nahtbild zu erzeugen, ist der Einsatz einer Schneidspitze erforderlich.

Schneidspitzen gibt es in vielen verschiedenen Formen: Entsprechend ihrer Geometrie und Ausrichtung wird das Stichloch im Leder definiert aufgeschnitten, wodurch verschiedene Nahtlagen (von gerade bis geneigt) und Nahterscheinungsbilder erzeugt werden können.

Die Auswahl der passenden Spitzenform ist neben dem gewünschten Nahtbild aber auch von der Nahtkonstruktion und der Art und Beschaffenheit des Leders abhängig. So können folgende generellen Empfehlungen gegeben werden:

Beschaffenheit des LedersNahtkonstruktionEmpfohlene SpitzeBeispiele Endprodukte
Weiche LederSchließ- und SpannnähteNadeln mit geringer
Schneidwirkung (SD oder R)
Autositze
Weiche Leder (Bekleidungsleder)Gerade NähteSDFeine Lederartikel,
Lederstickerei
Weiche und harte LederSteppnähteAbhängig vom gewünschten
Nahtbild; LR-Spitze am besten
für Ziereffekte geeignet
Taschen, Lederbekleidung,
Schuhe
Härtere LederSchließ- und Spannnähte
im Schuhbereich
(Fersennähte)
P-Spitze (Stichlöcher schließen
sich bei Nahtbelastung → hohe
Nahtfestigkeit)
Schuhe
Harte LederSignifikante ZiereffektePGürtel, Polstermöbel
Harte, dicke und trockene LederGerade NähteDGürtel, Koffer, schwere
Schuhe
Alle gängigen LederartenGerade liegende Nähte mit
durchgehend geschlossenem
Erscheinungsbild
LL oder STaschen, Schuhe
Alle gängigen LederartenMultidirektionales NähenSD oder RLederbekleidung
Alle gängigen Lederarten2-Nadel-Dekorationsnähte,
leicht schräg liegende Nähte
SAN® 12 LRAutositze, Polstermöbel,
Automobilinnenraum
Weiche und mittelharte Leder2-Nadel-Dekorationsnähte,
gerade liegende Nähte
SAN® 12 SAutositze, Polstermöbel,
Automobilinnenraum

Wird Leder mit anderen Materialien kombiniert (z. B. im Automobilbereich), gelten folgende Empfehlungen:

MaterialkombinationNahtkonstruktionEmpfohlene SpitzeBeispiele Endprodukte
Leder mit SchaumstoffkaschierungDekorative NähteLR, LL, S (je nachgewünschtem Nahtbild)Autositze
Leder mit SchaumstoffkaschierungSchließnähte und
multidirektionales
Nähen
R, SD, RGAutositze
Leder / KunstlederDekorative NähteLR, LL, S (je nach
gewünschtem Naht-
bild)
Autositze
Leder / KunstlederSchließnähteR, SD, RGAutositze
Leder / FilzAlle NähteD, DHAutomobilinnenraum
Leder / Textil bzw. Kunstleder / TextilAlle NähteR, RG, FFGAutositze

Auch die von Groz-Beckert entwickelten GEBEDUR®-Nadeln mit ihrer Titannitrid-Beschichtung eignen sich gut zum Vernähen von Leder. Diese extrem harte Oberflächenbeschichtung schont die Greiferspitze und schützt die Nadeln vor Verschleiß und Beschädigungen. Die Folgen sind längere Standzeiten der Schneide und eine insgesamt erhöhte Produktivität.

Leder war, ist und bleibt ein beliebtes und in vielen Bereichen verwendetes Material. Ob als Schutz-, Berufs- und Funktionskleidung, ob als Accessoires wie Handtaschen, Geldbörsen und Handschuhe, ob im Sport als Überzug von Bällen und Sportgeräten oder als unverzichtbares Material in der Möbel- und Automobilindustrie – perfekt vernähtes Leder wird immer seinen Einsatz finden.

Sie möchten mehr über die richtigen Nadeln und Spitzen für das Vernähen von Leder wissen? Die Groz-Beckert Experten freuen sich über Ihre Anfrage.